0
Bitte anmelden oder registrieren zu machen.

Ein historischer Wendepunkt für Europas Energieversorgung: Erstmals in der Geschichte der Europäischen Union hat die Solarenergie im Jahr 2024 mehr Strom geliefert als die Kohle. Dieser Meilenstein, der selbst optimistische Prognosen übertrifft, markiert einen tiefgreifenden Strukturwandel und beweist: Die Energiewende ist keine ferne Vision mehr, sondern längst Realität.

Ein Blick auf die nackten Zahlen offenbart die Dimension dieser Verschiebung: Mit beeindruckenden 304 Terawattstunden (TWh) Strom aus Solarenergie wurde die Kohleverstromung, die auf 269 TWh zurückfiel, klar übertroffen. Damit kletterte der Anteil der Solarenergie am EU-Strommix auf 11 %, während die Kohle auf unter 10 % abrutschte. Noch vor wenigen Jahren wäre ein solches Szenario undenkbar gewesen.

Der Motor der Wende: Ein beispielloser Solar-Boom

Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines massiven und beschleunigten Ausbaus der Solarkapazitäten. Allein im vergangenen Jahr wuchs die installierte Leistung in der EU um 66 Gigawatt (GW) – ein neuer Rekord. Damit verfügt die Union nun über eine Gesamtleistung von rund 338 GW. Getragen wird dieser Wandel durch eine Kombination aus gezielten Investitionen, unterstützenden politischen Rahmenbedingungen im Rahmen des “European Green Deal” und einem breiten gesellschaftlichen Konsens.

Renommierte Energie-Denkfabriken wie Ember und SolarPower Europe bestätigen diesen Trend in ihren jüngsten Analysen. Chris Rosslowe, ein leitender Analyst bei Ember, spricht von einem „tiefgreifenden Strukturwandel“ im europäischen Energiesystem. Er betont, dass der Aufstieg von Wind- und Solarenergie die Kohle an den Rand drängt und zu einem strukturellen Rückgang des Gasverbrauchs führt.

Vorreiter und Spitzenreiter: Wo die Sonne am hellsten scheint

Die solare Revolution ist ein gesamteuropäisches Phänomen, doch einige Länder gehen mit beeindruckendem Tempo voran. In bereits 16 EU-Mitgliedstaaten lag der Anteil des Solarstroms 2024 bei über 10 %. An der Spitze stehen Länder wie Ungarn mit einem Solar-Anteil von 25 %, gefolgt von Griechenland (22 %) und Spanien (21 %).

Besonders bemerkenswert sind die Spitzenwerte, die an sonnenreichen Tagen erreicht werden. In den Niederlanden beispielsweise deckte die Solarenergie an manchen Tagen zeitweise über 80 % des nationalen Strombedarfs – ein eindrucksvoller Beweis für das immense Potenzial, das in der Photovoltaik steckt.

Fossile Energien auf dem Rückzug – Erneuerbare auf dem Vormarsch

Der Aufstieg der Solarenergie ist Teil eines größeren Wandels. Auch die Windkraft legte 2024 zu und lieferte mit einem Anteil von 17 % am Strommix zum zweiten Mal in Folge mehr Energie als Erdgas (16 %). Insgesamt sank der Anteil aller fossilen Energiequellen im EU-Strommix auf ein historisches Tief von nur noch 29 %.

Dieser Wandel hat nicht nur positive Effekte auf das Klima, sondern auch auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit Europas. Laut Ember hat der Zubau von Wind- und Solarenergie der EU seit Beginn des Green Deals im Jahr 2019 geschätzte Kosten für fossile Brennstoffimporte in Höhe von 59 Milliarden Euro erspart.

Der Weg in die Zukunft: Herausforderungen und Chancen

Trotz der beeindruckenden Erfolge warnt Analyst Chris Rosslowe vor Selbstzufriedenheit. Um das ambitionierte Ziel der EU – eine installierte Solarkapazität von 750 GW bis 2030 im Rahmen der REPowerEU-Strategie – zu erreichen, sind weiterhin massive Anstrengungen nötig. Die größten Herausforderungen liegen im Ausbau der Stromnetze, der Entwicklung von Speichertechnologien und der fortschreitenden Digitalisierung des Energiesystems, um die schwankende Einspeisung von Sonne und Wind intelligent zu steuern.

Fazit: Ein unumkehrbarer Trend mit enormem Mehrwert

Die Zahlen des Jahres 2024 sind mehr als nur eine Momentaufnahme. Sie belegen einen unumkehrbaren Trend: Europas Stromversorgung wird grüner, unabhängiger und nachhaltiger. Der Kontinent befreit sich schrittweise aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und geopolitischen Unsicherheiten. Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet dies nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern langfristig auch eine stabilere und potenziell günstigere Energieversorgung. Die Sonne, einst eine alternative Energiequelle, ist zur zentralen Säule der europäischen Energiezukunft aufgestiegen. Die Transformation ist in vollem Gange.

Frankreichs Kampf gegen den Leerstand
Wem gehört der Boden? – Wie Community Land Trusts die Idee von Eigentum revolutionieren

Reactions

0
0
0
0
0
0
Already reacted for this post.

Reaktionen

Nobody liked ?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

GIF