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ertrauen in die Politik schwindet. In vielen Ländern zeigen Umfragen: Ein großer Teil der Bevölkerung fühlt sich nicht mehr repräsentiert, viele halten Parlamente für abgehoben, Parteien für blockiert und Wahlen für wirkungslos. Doch es gibt eine wachsende Bewegung, die leise Hoffnung macht: Bürger:innenräte – eine Form demokratischer Teilhabe, die radikal einfach und gleichzeitig revolutionär ist.

Statt Parteibuch oder Mandat zählt hier das Los. Ausgelost werden Menschen – unabhängig von Bildung, Einkommen oder Herkunft – die stellvertretend für die Bevölkerung über konkrete Fragen beraten. Ob Klimaschutz, Gesundheit, Bildung oder Stadtplanung: Die Räte bekommen Zeit, Informationen, Expert:innenwissen und vor allem Raum für Austausch. Am Ende steht keine ideologische Parole, sondern ein durchdachter Vorschlag – der häufig pragmatischer, gerechter und zukunftsfähiger ist als das, was Parteien liefern.

Frankreich, Irland, Deutschland – der Trend ist global.
In Irland wurden durch Bürger:innenräte zwei der umstrittensten gesellschaftlichen Fragen der letzten Jahrzehnte neu bewertet: gleichgeschlechtliche Ehe und das Abtreibungsverbot. Beide Empfehlungen wurden später in Volksabstimmungen bestätigt. In Frankreich entstand durch den Convention Citoyenne pour le Climat ein umfassender Klimaplan – mit teils ambitionierteren Vorschlägen als sie der Regierung je zugetraut wurden. Auch in Deutschland erproben immer mehr Kommunen und Parlamente diese Form der Deliberation – etwa in Berlin, Leipzig oder auf Bundesebene beim Bürgerrat „Ernährung im Wandel“.

Was macht Bürger:innenräte so besonders?
Es ist das Prinzip der Zufälligkeit. Wer ausgelost wird, bringt keine Agenda mit. Es entsteht ein Querschnitt der Gesellschaft, in dem Stimmen Gehör finden, die sonst kaum Raum haben. Und: Die Debatten sind konstruktiver. Ohne mediale Bühne, ohne Parteidruck, ohne Wiederwahl im Blick. Was zählt, ist das Argument – nicht die Schlagzeile.

Natürlich haben Bürger:innenräte keine Entscheidungsgewalt. Noch nicht. Ihre Empfehlungen müssen in den meisten Ländern erst von Parlamenten aufgenommen werden. Doch genau das ist der Punkt: Die Räte sollen Politik nicht ersetzen, sondern ergänzen. Sie bringen frische Perspektiven, sie zeigen Lösungswege auf – und sie stärken das Vertrauen in die Demokratie selbst.

Kritik gibt es trotzdem.
Manche sehen im Losverfahren eine Schwächung demokratischer Legitimation. Andere bezweifeln, dass Laien komplexe Themen beurteilen können. Doch Studien und Praxiserfahrungen sprechen eine andere Sprache: Mit guter Moderation, verständlicher Information und ausreichend Zeit entwickeln Bürger:innen erstaunlich differenzierte, durchdachte Positionen.

Fazit:
Bürger:innenräte sind kein Allheilmittel. Aber sie sind ein starkes Signal: Demokratie ist keine Einbahnstraße. Sie lebt vom Mitmachen, vom Zuhören, vom Mut, neue Wege zu gehen. In einer Zeit, in der viele das Gefühl haben, ihre Stimme zählt nicht mehr, kann das Los tatsächlich für mehr Gerechtigkeit sorgen – und für mehr Zukunft.

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