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Warum junge Menschen mit alternativen Modellen unsere Wirtschaft herausfordern

Die Generation Z – geboren zwischen 1997 und 2012 – wird häufig als unkonventionell, pragmatisch und gemeinschaftsorientiert beschrieben. Ihre Vorstellungen von Arbeit, Wohnen und Konsum weichen deutlich von denen vorheriger Generationen ab. Inmitten von Klimakrise, Unsicherheiten am Arbeitsmarkt und der Sehnsucht nach mehr Sinn entdecken immer mehr junge Menschen die Vorteile von Genossenschaften und alternativen Gemeinschaftsprojekten.

Wertewandel: Gemeinschaft statt Ellenbogenmentalität

Anders als viele Babyboomer oder Angehörige der Generation X suchen viele der heute 18- bis 28-Jährigen Sinn, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit. Zahlreiche Studien zeigen, dass Kooperation, Mitbestimmung und Nachhaltigkeit für die Generation Z zentrale Werte sind. Dabei steht oft nicht das Maximieren des eigenen Profits, sondern das Wohl der Gemeinschaft im Vordergrund.

Wohnen, Arbeiten, Wirtschaften – alles anders?

Wohnprojekte nach dem Genossenschaftsmodell boomen: In Städten wie Berlin, Leipzig oder Hamburg entstehen seit einigen Jahren immer mehr gemeinschaftlich organisierte Wohnformen. Sie bieten nicht nur Schutz vor steigenden Mieten, sondern auch Räume für Solidarität, geteilte Verantwortung und ein nachhaltiges Miteinander. Ähnliche Trends zeigen sich im Arbeitsleben: Genossenschaftliche Unternehmen, bei denen Mitarbeitende Mitspracherechte und Anteile erhalten, gewinnen an Attraktivität – gerade in der Kreativ- und IT-Branche.

Erfolgreiche Genossenschaftsmodelle in Deutschland und weltweit

Die Renaissance der Genossenschaft ist kein Zufall, sondern knüpft an bewährte Modelle an, die schon seit Jahrzehnten weltweit erfolgreich sind:

  • Wohnungsgenossenschaften (Deutschland): Klassiker wie die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 oder WOGE Kiel bieten seit Generationen sicheres, bezahlbares und mitbestimmtes Wohnen für hunderttausende Menschen.
  • Energiegenossenschaften: Beispiele wie die Bürgerwerke eG bündeln deutschlandweit Bürgerenergieanlagen und ermöglichen gemeinschaftliche Produktion und Nutzung von erneuerbaren Energien.
  • Supermärkte und Food-Coops: The Co-operative Group (Großbritannien) ist eines der ältesten und größten genossenschaftlichen Unternehmen der Welt. In Berlin zeigt SuperCoop das Potenzial regionaler Food-Coops, bei denen Mitglieder den Einkauf und die Organisation demokratisch mitgestalten.
  • Mondragón-Konzern (Spanien): Die weltweit größte Arbeitnehmergenossenschaft, gegründet 1956 im Baskenland, vereint mehr als 80.000 Mitarbeitende in rund 100 Unternehmen – von Industrie bis Einzelhandel. Sie gilt international als Vorbild für soziale Innovation, Mitbestimmung und wirtschaftliche Resilienz.
  • Banken und Versicherungen: Die Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland sind genossenschaftlich organisiert und prägen den Finanzsektor mit fairen, mitgliederorientierten Strukturen. Ähnlich erfolgreich sind Genossenschaftsversicherer wie die R+V Versicherung.
  • Platform Coops: Moderne digitale Genossenschaften wie Fairbnb.coop oder die Freelancer-Plattform Up & Go zeigen, wie Mitbestimmung und Teilhabe auch im Zeitalter der Plattformökonomie funktionieren.

Digitale Plattformen machen Mitbestimmung einfach

Die Digitalisierung wirkt als Katalysator: Plattformen ermöglichen es, Entscheidungen demokratisch und transparent zu treffen, Aufgaben zu verteilen und gemeinschaftliche Projekte ortsunabhängig zu steuern. Die Generation Z nutzt diese Tools intuitiv – sei es für die Gründung von Food-Coops, nachhaltigen Start-ups oder gemeinschaftlichen Veranstaltungsorten.

Herausforderungen und Chancen

Doch der Weg ist nicht frei von Hürden: Die Finanzierung genossenschaftlicher Projekte ist oft schwierig, bürokratische Hürden hoch. Außerdem erfordert echte Mitbestimmung Zeit und Engagement. Trotzdem sprechen die Zahlen für sich: 2024 wurden in Deutschland mehr neue Genossenschaften gegründet als in jedem Jahr zuvor seit der Jahrtausendwende.

Was treibt die Generation Z an?

Junge Menschen wollen mehr als einen „Job“. Sie wollen aktiv gestalten, Verantwortung übernehmen und gesellschaftliche Veränderungen bewirken. Die Genossenschaftsidee trifft damit den Nerv der Zeit – als Antwort auf Unsicherheit, Individualismus und soziale Spaltung.

Fazit

Die Gen Z definiert Erfolg und Gemeinschaft neu. Ihr Trend zur Genossenschaft zeigt: Zukunftsfähige Wirtschaft braucht Teilhabe, Sinn und Solidarität. Was heute noch als Nische gilt, könnte schon morgen das neue Normal sein.

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